Der Container kommt
Im Dezember 2018 fange ich an Kisten zu packen. Jochen hat Umzugskartons bestellt und ich schnappe mir alles was wir jetzt schon nicht mehr brauchen. Bücher, CD´s, Kleidung die den Kids noch zu groß ist.
Und ich sortiere ganz ganz viele Sachen aus.
Auch Möbel werden aussortiert und wir fangen an über Ebay zu verkaufen.
Dann kommt Herr Veeser vom Umzugsunternehmen Veeser bei uns vorbei und rechnet mal alles durch. Er sagt wenn sie gut laden schaffen wir alles in einen großen Container.
Ein paar Tage später bringt er uns Kartons in verschiedenen Größen vorbei und eine Liste, wie wir alles beschriften sollen.
Wenn der Zoll den Container kontrolliert muss alles passen. Sonst werden sie ungemütlich. Auch alles was Geräusche macht unbedingt vermeiden. Das mögen sie wirklich gar nicht.
Dann klärt Herr Veeser noch für uns ab wie es mit Flüssigkeiten, Putzmittel, Lebensmittel, Kräuter und ein paar anderen Dingen ist.
Als er meine schon gepackten Kartons sieht schüttelt er den Kopf. Er überlegt einen Moment und sagt dann OK, die leichten Kisten kann ich lassen, aber schwere Sachen müssen in seine Kartons, die viel stabiler sind. Und das sind sie. Kein Vergleich zu den wackeligen Dingern, die wir bestellt hatten. Also nochmal umräumen. Auf jeden Karton oben und an der Seite (wir machen auf 2 Seiten) die Nummer drauf und auf der Liste die Nummer und der Inhalt.
Ich packe packe packe. Und sortiere aus aus aus.
Die Tage und Wochen verfliegen nur so. Es ist Februar, dann März. Es gibt so vieles zu regeln und zu tun. Nebenher sind noch Hausbesichtigungen, ich arbeite noch. Ich packe so gut ich kann.
Irgendwann ist schon so viel gepackt, dass wir nur noch das Nötigste haben.
Im Mai sind wir 3 Wochen auf Sardinien und ich habe mir vorgenommen bis Ende April alles gepackt zu haben. Das habe ich nicht geschaffe.
Es ist ja nicht nur im Haus, es ist noch der Keller; draußen alles rund um Haus und Garten.
Ich weiß noch, wie wir den Karton mit der Nummer 100 beschriftet haben. Wow, schon viel geschafft. Weiter geht´s.
Einen Tag nach unserem traumhaften Sardinienurlaub fährt Jochen in die Reha.
Dann mach ich mich an den Rest.
Herr Veeser sagt der Container kommt am 8. Juli 19. Und Firma Veeser kommt 2 evtl 3 Tage vorher zum packen.
Oh WAS? Ich sage ihm dass das nicht geht. Jochen in Reha, kommt am 4. Juli wieder. Und er muss seine Sachen auch noch packen. Dann sind da ja noch die Abschiedsfeiern.
Also telefoniert Herr Veeser wieder und sagt. Dienstag 9. Juli 19.
Wenn wir das nicht schaffen, dann kommt der Container eine Woche später als geplant in Halifax an.
Die Männer zum Packen könnten dann am Freitag morgen und am Montag kommen. Und am Dienstag dann Container beladen.
Ok, das schaffen wir. 9. Juli 2019.
Jochen kommt am 4. Juli verspätet aus der Reha, da das Auto auf der Heimfahrt kaputt ging und er es direkt dort gelassen hat. Packen kann er dann nicht mehr so viel. Wir wollen ihn ja auch erst mal Begrüßen.
Und am nächsten morgen kommen 3 Männer von der Firma Veeser.
Im Kindi ist noch Abschlussfrühstück für Lion, der dort übernachtet hat. Dann kaufen wir noch ein Vesper für die Arbeiter und fahren heim zum Packen. Ui, die haben echt ein Tempo drauf. Es klappt alles wunderbar. Manche Dinge zeige ich nur schnell und schon laufen die Männer und packen, wickeln in Papier oder montieren etwas ab.
Hier, da, das, das auch noch. Und sie flitzen.
Andere Dinge legen wir auf den Tisch und sie verpacken es dann.
Um 12 Uhr gehen die Männer und wir bereiten noch alles für die Abschiedsfeier der Kinder vor.
Dann haben wir unsere Abschiedsfeier mit den Erwachsenen und am Sonntag machen wir außer etwas aufräumen nicht viel. Die Nacht war kurz : )
Am Montag kommen 5 Männer um den Rest zu packen.
Alles läuft gut. Dann packen sie sehr viele Pakete in den LKW, da wir noch nicht wissen ob der Container überhaupt bei uns den Hof hoch kommt. Herr Veeser sagt, wenn er es nicht schafft wäre es eine Idee, dass er unten an der Straße parkt, dann müssen wir aber mindestens 2 Stunden mehr einplanen, da alles in den LKW und dann runter muss.
3 Stunden sind im Preis dabei, jede weiter Stunde die der Container zum beladen braucht kostet 60 Euro.
Die Koffer sind schon lange probe gepackt, da ich ja wissen musste, was alles mit dem Container mit muss.
So schlafen wir die erste Nacht in unserem Matratzenlager. Ellen hat uns Matratzen und Geschirr und Besteck aus ihrem Wohnwagen geliehen. Dankeschön.
Dann ist der große Tag da. Dienstag, der 9. Juli 2019.
4 Männer von der Firma Veeser sind da und Herr Veeser kommt auch, er schaut nochmal die Auffahrt an. Er und Jochen besprechen, ob evtl der Seitenweg möglich wäre, wenn der LKW mit dem Container die Straße mit Berg nicht hoch kommt.
Alle sind aufgeregt.
Da sehen wir ihn. Die Kinder sitzen auf den Gartenstühlen im Garten und wir sehen den LKW mit einem orangenen Container. Herr Veeser fährt mit Jochen zur Straße runter um mit dem LKW Fahrer zu sprechen. Dieser schaut sich die Straße an und nickt. Er versucht es. Dann fährt der LKW rückwärts hoch. Ich denke er ist so ¾ den Berg hoch. Dann brechen sie ab. Veeser sagt, das schafft er nicht. Der LKW Fahrer, Herr Veeser und Jochen schauen sich die Seitenstraße an. Sie besprechen und diskutieren.
Jochen steigt im LKW mit ein und sie fahren nach Reute um zu drehen.
Dann fahren sie hoch. Oben angekommen schaffen wir alles was da noch so rumsteht weg.
Der Fahrer des LKW´s ist hochkonzentriert. Manchmal denke ich, er fährt nur hin und her. Doch Tatsache. Zentimeter um Zentimeter schafft der LKW mit dem Container es auf unserm Hof zu wenden. Und in dem Moment wo er es geschafft hat Jubeln alle. Was für ein Wahnsinn.
Ein Mitarbeiter sagt, er hätte nicht gedacht, dass er das schafft.
Ich renne zu dem LKW Fahrer. An seine Fahrerhaus steht auf nem Schild „Hubsi“. Ich frage ihn, ob er etwas zu Trinken mag oder Hunger hat. Ich habe ja schon das Vesper gerichtet. Er sagt „ein Kaffee wäre wunderbar“, sonst braucht er nichts.
Herr Veeser geht zu Jochen und sagt, „Der Fahrer ist klasse. Die Meisten anderen hätten unten an der Straße schon gesagt dass sie nicht hochfahren. Der ist toll.“
So fährt der kleine LKW von der Firma Veeser direkt an den Container und sie laden einfach mal alles rüber. Oh wow, das geht schnell.
Ich fahre die Kids in den Kindi und dann haben wir einen sehr spannenden Vormittag. Manchmal sitze ich nur auf einem Gartenstuhl und schaue zu, wie unsere Sachen im Container verschwinden.
Jochen sagt, „das ist Tetris für Fortgeschrittene“.
Irgendwann wird klar, der Container wird gar nicht voll. Wie irre rennen Jochen und ich los und ziehen noch Sachen herbei. Später lachen wir über uns. Wir hatten ja gut aussortiert. Spannend in welche Muster man dann verfällt. Da ist noch Platz, also füllen.
Nein, 3 oder 4 Sachen holen wir noch. Alles ist gut. Wir wissen, man darf sich auch von Dingen lösen. Es sind nur Materialien. Alles ist gut.
Ich fahre und hole die Kinder um 13 Uhr wieder vom Kindi ab.
Oh, wir haben es gerade noch geschafft. Der Container ist verschlossen und Hubsi sitzt schon im LKW.
Da renne ich zu ihm hin. Pflücke noch schnelle ein Rose. Stelle mich ganz hoch im Garten zu ihm ans Führerhaus. Er kurbelt das Fenster runter. Ich sage ihm: „Hubsi, Du bist unser Held. Herzlichen Dank. Bring unseren Container gut nach Ulm. Ich wünsche Dir immer allzeit gute Fahrt.“
Er freut sich total.
Spannend. Er hat unserem Tag so einen Aufschwung gegeben. Einfach unglaublich.
Dann gehe ich hoch und stehe ganz oben im Dach und schaue aus dem Fenster wie Hubsi losfährt.
Keine Worte können dieses Gefühl beschreiben.
Die Reise ist unaufhaltsam besiegelt. Unsere Sachen gehen schon mal auf die Reise. Ich winke und bin sentimental und sehr glücklich.
Es ist geschafft. Jetzt haben wir noch 3 ½ Wochen Uns, das Haus, unsere Freunde, nochmal einige Dinge das letzte Mal machen. Die engsten Freunde nochmal sehen.
Es wird ernst. Das Abenteuer hat längst begonnen und dies war ein großer Schritt.
Manchmal schauen wir auf Youtube wo unser Schiff gerade ist. : )
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